Strecke 3600: Ehemaliger Bahnübergang bei Strahlshausen

Nord-Süd-Strecke (Am 17. September 1945 wurde die Whisky-Wodka-Linie »eröffnet«)

 
Bebra - Eschwege West - Eichenberg - Friedland (Han) - Göttingen
 
Der Abschnitt zwischen dem Haltepunkt und Blockstelle Berneburg und
der Blockstelle Hebenshausen befindet sich im Werra-Meißner-Kreis.
   

Karte der Nord-Süd-Strecke, Ausschnitt aus Karte der BD Kassel von 1957 (Quelle: Manfred Knappe)
Mit freundlicher Genehmigung von Manfred Knappe

 

Karte des Gebietstausches (Quelle: Selbst gezeichnet)

Forumsbeitrag bei Drehscheibe Online Gestern vor 70 Jahren:
Die Whisky-Wodka-Linie wurde »eröffnet«
mit Kommentaren
 
Links:
Wikipedia, Wanfrieder Abkommen
 
Klaus Erbeck, Wanfrieder Abkommen
 
Filmbeitrag bei der Hessenschau vom 17. September 2015
 
Zur Bilderseite: Zwischen Bad Sooden-Allendorf und Eichenberg
 
Am 17. September 1945 wurde die Whisky-Wodka-Linie »eröffnet«.
 
Nach der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 wurde dieses in 4 Besatzungszonen aufgeteilt. Zwischen Hessen und Thüringen verlief die Grenze der beiden Besatzungsmächte USA und Sowjetunion.

In diesem Bereich verläuft auch die Nord-Süd-Strecke von Göttingen nach Bebra. Die Strecke befindet fast komplett auf hessischer Seite, außer auf etwa 4 km, diese liegen auf thüringischer Seite. Der Grenzverlauf ging von Osten über die Werrabrücke nach Westen der Werra entlang, bis fast an Wendershausen heran, dann wieder nach Osten und durch den Beberoth-Tunnel hindurch. Und dieses kurze Stück bereitete Probleme. Denn die Sowjets behinderten den Verkehr auf der Nord-Süd-Strecke teils erheblich. So sperrten sie die Strecke zweimal komplett. Obwohl die Amerikaner die Werrabrücke gerade wieder behelfsmäßig in Stand gesetzt haben. Ab dem Tag, als der Verkehr wieder aufgenommen wurde, sperrten die Sowjets vom 10. August bis zum 23. August 1945 und dann noch mal vom 13. September bis zum 15. September 1945 die Strecke.

Die Bahn von Nord nach Süd war für die Amerikaner besonders wichtig, war sie doch für den Nachschub von den Seehäfen nach Süddeutschland lebenswichtig.

Diese Sperrungen wollten die Amerikaner nicht länger hinnehmen, so wurde ein Treffen vereinbart. Auf dem Gut Kalkhof bei Wanfried trafen sich der amerikanische Brigadegeneral Sexton und sowjetische Generalmajor Askalepov. Hier wurde jetzt ein neuer Grenzverlauf festgelegt. Die Bahnstrecke sollte komplett auf hessischer, also der amerikanischen Seite liegen.

Nur durch einen Gebietsaustausch konnte dieses Vorhaben möglich werden. Die thüringischen Dörfer Werleshausen und Neuseesen wurden Hessen zugeschlagen. Im Gegenzug gingen 5 Dörfer Hessens an Thüringen und zwar Asbach, Hennigerode, Sickenberg, Vatterode und Weidenbach. Der Tausch war von der Fläche und der Einwohnerzahl annähernd gleich groß. Nach Hessen kamen 560 Einwohner und 845 Hektar, umgekehrt waren es 429 Einwohner und 761 Hektar Fläche. Dieses Vorhaben war zwar bekannt, aber keiner wusste, welcher Dörfer von Hessen nach Thüringen kamen. Erst durch den Einmarsch der Russen in den fünf Dörfern wussten diese erst, dass es sie getroffen hat. Die Einwohner waren davon nicht begeistert.

Jetzt war die Strecke komplett auf hessischer Seite und der Verkehr konnte ungehindert laufen.

Die »neue« Strecke, die jetzt durch dieses Abkommen vom 17. September 1945 entstanden ist, nennt der Volksmund die Whisky-Wodka-Linie, denn nach Abschluss des Vertrages sollen die Amerikaner und Russen darauf kräftig angestoßen haben.

Mit der Gründung der deutschen Reichsbahn der DDR wurde dieser Grenzverlauf offiziell nicht anerkannt. In den ersten Jahren wurde im Kursbuch noch der alte Grenzverlauf zwischen Hessen und Thüringen angezeigt. Erst Mitte der fünfziger Jahre änderte sich das. Bis zu dieser Änderung war bei der neu gegründeten Bundesbahn die Planung einer Umleitungsstrecke auf altem hessischem Gebiet zwischen Oberrieden und Eichenberg, um das ehemalige thüringische Gebiet nicht mehr zu queren.

Mit der Grenzöffnung 1989 und dem Beitritt der neuen Bundesländer zur Bundesrepublik, war noch mal von einer Änderung des Grenzverlaufs die Rede. Einige Einwohner dieser fünf Dörfer wollten wieder zu Hessen, was aber von den Bürgermeistern nicht weiter verfolgt oder abgelehnt wurde.